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%-----------------------------------------------------------------------------1\chapter{Einleitung}2%-----------------------------------------------------------------------------3Wir betrachten folgendes grundlegendes Modell: Kunden kommen zu4zufĂ€lligen Zeiten $T_{1} < T_{2} < \dots <T_{n} < \dots$ im System an,5wobei $T_{n}$6die \index{Ankunftszeit}Ankunftszeit des $n$-ten Kunden bezeichnet.78Ein oder mehrere Bediener arbeiten die Schlange ab und fĂŒr jeden Kunden9wird eine bestimmte \index{Bedienzeit}\enquote{Bedienzeit} benötigt. Es sei $x_{n}$ die Bedienzeit10des $n$-ten Kunden.11Die Reihenfolge der Bedienung der Kunden wird durch12die sogenannte \index{Disziplin}\enquote{Disziplin} der Warteschlange bestimmt.Wir nehmen meistens13FCFS (First Come First Serve) an. Andere Möglichkeiten wĂ€ren LCFS (Last14Come First Serve) oder \enquote{PrioritĂ€ten}.1516Folgende Annahmen werden getroffen:17\begin{enumerate}18\item Die $x_{n}$ sollen unabhĂ€ngig und identisch verteilt sein.19\item $t_{n}$ ist die $n$-te \index{Zwischenankunftszeit}Zwischenankunftszeit also $t_{n}= T_{n} -20T_{n-1}$, $T_{0}=0$ (Die Zeit zwischen der Ankunft des $n$-ten und des21$(n-1)$-ten Kunden). Die $t_{n}$ sind auch unabhĂ€ngig und identisch22verteilt.23\end{enumerate}24Wir verwenden folgende \index{Warteschlangen!Kurznotation}Kurznotation fĂŒr25Warteschlangen: $A/B/s$.2627$A \dots$ Verteilung der Zwischenankuftszeiten $t_{n}$, wobei $a$ die Dichte28von $t_{n}$ ist. \\29$B \dots$ Verteilung der Bedienzeiten $x_{n}$ wobei $b$ die Dichte von30$x_{n}$ ist. \\31$s \dots$ Anzahl der Bediener \index{Server}(Server).3233\begin{minipage}{\textwidth}34Kurznotationen fĂŒr Verteilungen sind:\\35$M$ $\dots$ \index{Verteilung!Exponential-}Exponentialverteilung (\enquote{memoryless}). \\36\end{minipage}37Dichtefunktion:38\begin{displaymath}39f(x) = \lambda e^{-\lambda x} \qquad x\geq 0.40\end{displaymath}41$E_{n}$ $\dots$ \index{Verteilung!Erlang-}Erlangverteilung: Die Summe von $n$ unabhĂ€ngigen42Exponentialverteilungen.\\43Dichtefunktion:44\begin{displaymath}45f(x)=\frac{\lambda^{n}x^{n-1}}{(n-1)!}e^{-\lambda x} \qquad x\geq 0.46\end{displaymath}47$H$ $\dots$ \index{Verteilung!Hyperexponentelle}Hyperexponentielle Verteilung: Die Mischung von unabhĂ€ngigen48Exponentialverteilungen. Wir haben $p_{1} \dots p_{n}$, $p_{i} \geq 0$,49und50$\sum_{i=1}^{n} p_{i} = 1$, $\lambda_{1} \dots \lambda_{n} \geq 0$. \\51Dichtefunktion:52\begin{displaymath}53f(x)=\sum_{i=1}^{n} p_{i} \lambda_{i} e^{-\lambda_{i}x}.54\end{displaymath}55$D$ $\dots$ \index{Verteilung!Deterministische}Deterministisch: Ein fixer Wert wird angenommen. \\56$G$ $\dots$ \index{Verteilung!Allgemeine}\enquote{General}: Allgemeine Verteilung (alles, was nicht vorher erwĂ€hnt57wurde).5859Die Sonderstellung der Exponentialverteilung ist begrĂŒndet durch ihre60GedĂ€chtnislosigkeit. Falls nĂ€mlich etwa eine Wartezeit61exponentialverteilt ist, und wir schon t Zeiteinheiten gewartet haben, so62ist die Verteilung der restlichen Wartezeit gegeben durch63\begin{eqnarray*}64\PP(\mbox{restliche Wartezeit} \geq x \mid \mbox{schon $t$65gewartet}) = \\66= \PP(T \geq t+x \mid T \geq t) = \frac{\PP(T \geq t+x)}{\PP(T\geq t)} ~.67\end{eqnarray*}68Angenommen $T$ sei exponentialverteilt $\Rightarrow$ $\PP(T \geq t) =69e^{-\lambda t}$ $\Rightarrow$70\begin{displaymath}71\frac{\PP(T \geq t+x)}{\PP(T \geq t)} = \frac{e^{-\lambda72(t+x)}}{e^{-\lambda73t}}= e^{-\lambda x},74\end{displaymath}75also unabhĂ€ngig davon, wie lange wir schon vorher gewartet haben.7677Es gibt abgeleitete GröĂen, die das Verhalten der Warteschlange78beschreiben wie:79\begin{enumerate}80\item $w_{n}$ $\dots$ \index{Wartezeit}Wartezeit des $n$-ten Kunden.81\item $z_{n} = w_{n} + x_{n} \dots$ Zeit, die der $n$-te Kunde im System82verbringt.83\item $N_{t}$ $\dots$ Anzahl der Kunden, die zum Zeitpunkt $t$ im System84sind ($=$ wartende + eventuell die, die gerade bedient werden).85\end{enumerate}86Es gibt einige Fragen, die uns interessieren:87\begin{enumerate}88\item Die Verteilungen von $w_{n}$, $z_{n}$, $N_{t}$.89\item Gibt es Grenzverteilungen fĂŒr $n \rightarrow \infty$ bzw. $t90\rightarrow \infty$ (d.h. pendelt sich das Verhalten der Schlange auf91einen stationĂ€ren Zustand ein?) und Bestimmung der Grenzverteilungen.92\item Erwartungswerte der Grenzverteilungen in 2.93\item AbschĂ€tzungen fĂŒr 3.94\end{enumerate}95Die Aufgaben sind hier in abnehmender Schwierigkeit geordnet. Leider sind96die genauen Verteilungen 1. nicht leicht zu bestimmen, also beschrĂ€nken97wir uns meist auf 2. ; im ganz allgemeinen Fall wird es sogar notwendig98sein, nur AbschĂ€tzungen zu betrachten.99%-----------------------------------------------------------------------------100\chapter{Erste Resultate}101\section{Eine Rekursion fĂŒr die Wartezeit}102%----------------------------------------------------------------------------103Wir wollen nun die Wartezeit des $(n+1)$-ten Kunden durch die des $n$-ten104Kunden ausdrucken. Dazu ist105\begin{enumerate}106\item $T_{n} \ldots $ die Ankunftszeit des $n$-ten Kunden.107\item $T_{n} + w_{n} \ldots$ die Zeit, wenn der $n$-te Kunde bedient wird.108\item $T_{n} + w_{n} + x_{n} \ldots$ die Zeit wenn der $n$-te Kunde geht.109Ab jetzt kann der $(n+1)$-te bedient werden.110\item $T_{n+1} = T_{n} + t_{n+1} \ldots$ Ankuftszeit des $(n+1)$-ten111Kunden.112\end{enumerate}113Falls $T_{n+1} < T_{n} + w_{n} + x_{n}$,114dann ist $w_{n+1} = T_{n+1} + w_{n} + x_{n} - T_{n+1} = w_{n} + x_{n} -115t_{n+1}$. Falls $T_{n+1} \geq T_{n} + w_{n} + x_{n}$ ist $w_{n+1} = 0$.116Also117\begin{displaymath}118w_{n+1}= \max (w_{n}+x_{n}-t_{n+1}, 0) =: (w_{n} + x_{n} - t_{n+1})_{+} ~.119\end{displaymath}120Sei $u_{n} = x_{n} - t_{n+1}.$ Die $u_{i}$ sind unabhĂ€ngig und121identisch verteilt.122\begin{eqnarray*}123\Rightarrow w_{n} &=& \max (w_{n-1}+ u_{n-1}, 0) = 0 \\124\Rightarrow w_{n} &=& \max (0, u_{n-1} + \max (w_{n-2} + u_{n-2}, 0)) = \\125&=& \max (0, u_{n-1}, u_{n-1} + u_{n-2} + w_{n-2}) = \dots\\126&=& \max (0, u_{n-1}, u_{n-1} + u_{n-2}, \cdots , u_{n-1} + u_{n-2} +127\cdots + u_{1}) ~.128\end{eqnarray*}129Also ist die Verteilung von $w_{n}$ dieselbe wie die von $\tilde w_{n}$ mit130\begin{displaymath}131\tilde w_{n} = \max (0, u_{1}, u_{1} + u_{2}, \cdots, u_{n-1}+ u_{n-2} +132\cdots + u_{1}) ~.133\end{displaymath}134Offensichtlich ist $\tilde w_{n}$ eine monoton nichtfallende Folge, also135existiert136\[ \tilde w = \lim_{n \rightarrow \infty} w_{n}. \]137Falls $\E u > 0$, dann geht $u_{1}+ \cdots + u_{n-1}$ $\rightarrow138\infty$, also auch $\tilde w$. Falls $\E u < 0$, dann geht $u_{1}+ \cdots139+ u_{n-1}$ $\rightarrow -\infty$, also ist fĂŒr $n>n_{0}$ $u_{1}+ \cdots +140u_{n-1} <0 $, was bedeutet daĂ nur die ersten Glieder in der Definition141von $\tilde w_{n}$ wichtig sind; also ist $\tilde w$ endlich. Falls $\E142u = 0$, ist können wir den einfachen Fall $D/D/1$ betrachten. In diesem143Fall ist $w_{n}=0$, also ist das Verhalten stationĂ€r. Leider ist das der144einzige Fall; sobald $A$ oder $B$ nicht degenerierte Verteilungen haben,145kann $\tilde w_{n}$ nicht gegen eine endliche Zufallsvariable146konvergieren, weil etwa nach dem zentralen Grenzwertsatz fĂŒr $n$ groĂ147genug148\begin{displaymath}149\PP(\tilde w_{n} > a \sqrt{n.{\bf Var}(u)}) \geq 1- \Phi(a)- \epsilon > 0 ~.150\end{displaymath}151Somit ist fĂŒr jedes $n$152\begin{displaymath}153\PP(\tilde w > a \sqrt{n.{\bf Var}(u)}) \geq 1- \Phi(a)- \epsilon ~,154\end{displaymath}155also156\begin{displaymath}157\PP(\tilde w = \infty) \geq 1- \Phi(a)- \epsilon ~.158\end{displaymath}159Es bleibt uns also fĂŒr stationĂ€res Verhalten (auĂer im Trivialfall \\160$D/D/1$) die Bedingung161\begin{displaymath}162\E (u) < 0 \Leftrightarrow \E (x) < \E (t) \Leftrightarrow \rho=163\frac{\E (x)}{\E (t)} < 1 ~.164\end{displaymath}165Wir bezeichnen den Kehrwert von $\E (t)$ als die \index{Ankunftsrate}\enquote{Ankunftsrate} $\lambda =166\frac{1}{\E (t)}$ und $\mu = \frac{1}{\E (x)}$ als die \index{Bedienrate}\enquote{Bedienrate}. Es167sind dies die Anzahl von Kunden, die in einem langen Zeitraum168durchschnittlich pro Zeiteinheit ankommen bzw. bedient werden, falls169ununterbrochen170bedient wird. Mit diesen Bezeichnungen ist $\rho = \frac{\lambda}{\mu}$ \index{Auslastung}(Auslastung)171und die Bedingung fĂŒr stationĂ€res Verhalten wird zu $ \lambda < \mu$ bzw.\172$\rho<1$.173%--------------------------------------------------------------------------174\section{Der Satz von Little}175%---------------------------------------------------------------------------176Wir nehmen jetzt an, daĂ in unserer Schlange stationĂ€res Verhalten177herrscht; wir wollen eine Beziehung zwischen der Ankuftsrate, der mittleren178Anzahl der Kunden im System und der mittleren Aufenthaltsdauer finden.179Dazu nehmen wir an, daĂ wir jeden Kunden fĂŒr die Zeit, die er im System180verbringt, bezahlen mĂŒssen. Die Summe, die insgesamt zu bezahlen ist,181berechnet sich als $T \E (N)$, da zu jedem Zeitpunkt durchschnittlich $\E182(N)$183Kunden anwesend sind. Andererseits bekommt jeder Kunde durchschnittlich184$\E (z)$ bezahlt. In der Zeit $T$ kommen $\lambda T$ Kunden an, also ist185die186zu bezahlende Summe auch gleich $\lambda T \E (z)$.187188Beide Gleichungen sind nicht vollstĂ€ndig exakt, weil in beiden FĂ€llen189noch zufĂ€llige Schwankungen dazukommen, und weil bei der zweiten190Gleichung auch nicht berĂŒcksichtigt wurde, daĂ einige Kunden noch nach191$T$ bleiben. Diese Fehler sind aber von kleineren Ordnung als $T$. Wir192haben also193\begin{displaymath}194T \E (N) = \lambda T \E (z) + o(T) ~.195\end{displaymath}196Dividieren wir durch $T$ und $T \rightarrow \infty$ gibt197\begin{displaymath}198\E (N) = \lambda \E (z) ~,199\end{displaymath}200d.h. Mittlere Anzahl = Ankuftsrate $*$ Mittlere Aufenthaltsdauer. Wendet201man dieses Ergebnis auf den Server allein an, ergibt sich, daĂ die202Mittlere Anzahl der Kunden, die gerade bedient werden =203\begin{displaymath}204\lambda \E (x) = \frac{\lambda}{\mu} = \rho ~.205\end{displaymath}206Da aber höchstens 1 Kunde bedient wird, ist das gleich der207Wahrscheinlichkeit, daĂ der Server besetzt ist, oder der Auslastung des208Servers.209%---------------------------------------------------------------------------210\chapter{Warteschlangensysteme}211\section{Die Schlange $M/M/1$}212%---------------------------------------------------------------------------213Im Folgenden gehen wir von der \enquote{FCFS}-Disziplin aus.214Um die zukĂŒnftige Entwicklung einer Warteschlange bestimmen zu können,215benötigen wir 3 Angaben zur Zeit $t$.216\begin{enumerate}217\item Die Anzahl $N_{t}$ der anwesenden Kunden.218\item Die Zeit, die seit der letzten Ankunft vergangen ist.219\item Die Zeit, die seit dem Beginn des letzten Bedienvorgangs vergangen220ist (falls dieser noch andauert).221\end{enumerate}222Die letzten beiden Angaben sind notwendig, damit wir die Verteilung der223verbleibenden Zeit bis zur nĂ€chsten Ankunft bzw. bis zum Ende des224Bedienvorganges bestimmen können. FĂŒr den Fall $M/M/1$ sind diese225Angaben nicht notwendig, weil diese Verteilungen wegen der226GedĂ€chtnislosigkeit der Exponentialverteilung nicht von der schon227verstrichenen Zeit abhĂ€ngen. Deshalb genĂŒgt uns $N_{t}$ zur Beschreibung228des Systems.229230Wir betrachten jetzt die Anzahl der Kunden zur Zeit $t+ \Delta t$, wenn231die Anzahl zur Zeit t bekannt ist. Die Anzahl kann sich in folgender Weise232Ă€ndern:233\begin{enumerate}234\item Es kann gar nichts geschehen.235\item Es kann genau ein Kunde aufkommen.236\item Es kann genau ein Kunde fertig werden.237\item Es kann mehr als ein Ereignis (Ankunft, gehen) auftreten.238\end{enumerate}239Die Wahrscheinlichkeit, daĂ mindestens ein Kunde im Intervall $(t, t+ \Delta t)$240ankommt, ist $1-e^{-\lambda \Delta t} = \lambda \Delta t + o (\Delta t)$.241Ebenso ist die Wahrscheinlichkeit, daĂ ein Kunde fertig wird $\mu \Delta242t + o(\Delta t)$. Die Wahrscheinlichkeit fĂŒr 4. ist, wie man leicht243einsieht, $o(\Delta t)$. Das gibt fĂŒr 1. die Wahrscheinlichkeit $1 -244(\lambda + \mu) \Delta t + o(\Delta t)$. Falls die Schlange leer ist,245fallen natĂŒrlich die Summanden mit $\mu$ weg (es kann ja niemand gehen).246Somit gilt fĂŒr247\begin{eqnarray*}248p_{n}(t) &=& \PP (N_{t} = n) \\249p_{n}(t+ \Delta t) &=& \mu \Delta t . p_{n+1}(t) + (1 - (\lambda +250\mu) \Delta t) p_{n}(t) + \\251& &+ \lambda \Delta t p_{n-1}(t) + o(\Delta t)252\qquad [n \geq 1] \\253p_{0}(t + \Delta t) &=& \mu \Delta t . p_{1}(t) + (1 - \lambda \Delta t)254p_{0}(t) + o(\Delta t) ~.255\end{eqnarray*}256Wenn man $p_{n}(t)$ auf die linke Seite bringt und durch $\Delta t$257dividiert und $\Delta t \rightarrow 0$ lĂ€Ăt, ergibt sich258\begin{eqnarray*}259p'_{n}(t) &=& \mu p_{n+1}(t)-(\lambda + \mu) p_{n}(t)+ \lambda p_{n-1}(t)260\\261p'_{0}(t) &=& \mu p_{1}(t)- \lambda p_{0}(t) ~.262\end{eqnarray*}263Diese Gleichungen lassen sich etwa mit Hilfe von Transformationen lösen,264aber das Ergebnis ist nicht besonders schön. Wir beschrĂ€nken uns daher265jetzt und in der Folge auf die Bestimmung der stationĂ€ren Lösung. Diese266ist natĂŒrlich dadurch gekennzeichnet, daĂ $p_{n}(t)$ nicht von der Zeit267$t$ abhĂ€ngt, also $p'_{n}(t)=0$. Das ergibt die Gleichungen268\begin{eqnarray*}269\mu p_{n+1}-(\lambda +\mu) p_{n} + \lambda p_{n-1} &=& 0 \\270\mu p_{1} - \lambda p_{0} &=& 0 ~.271\end{eqnarray*}272Durch Induktion erhalten wir daraus273\begin{displaymath}274\mu p_{n+1} - \lambda p_{n} = 0 ~,275\end{displaymath}276oder277\begin{displaymath}278p_{n+1} = \frac{\lambda}{\mu} p_{n} = \rho p_{n} ~.279\end{displaymath}280Also ist281\begin{displaymath}282p_{n} = \rho^{n}p_{0}283\end{displaymath}284und wegen $\sum_{n=0}^{\infty} p_{n} = 1$285\begin{displaymath}286p_{0} = 1- \rho287\end{displaymath}288und289\begin{displaymath}290p_{n} = \rho^{n} (1- \rho) ~.291\end{displaymath}292Die Anzahl der Kunden im System ist also geometrisch verteilt. Aus dieser293Verteilung können wir jetzt die Verteilungen von $w$ und $z$ bestimmen.294Die Zeit im System $z$, falls bei der Ankunft $n$ Personen anwesend sind,295ist die Summe von $(n+1)$ exponentialverteilten Zufallsvariablen (die296Bedienzeiten der $n$ anwesenden + die der neu hinzugekommenen), hat also297die Dichte298\begin{displaymath}299f_{z}(u|N_{t}=n) = \frac{u^{n}}{n!} \mu^{n+1} e^{- \mu u} \qquad [u>0] ~.300\end{displaymath}301Die unbedingte Dichte ergibt sich also zu302\begin{eqnarray*}303f_{z}(u) &=& \sum_{n}^{} \PP(N_{t}=n).f_{z}(u|N_{t}=n) = \\304&=& \sum_{n}^{} (1- \rho) \rho^{n}. \frac{u^{n}}{n!} \mu^{n+1} e^{- \mu305u} = \\306&=& (1- \rho) e^{- \mu(1- \rho)u} \qquad [u>0] ~.307\end{eqnarray*}308$z$ ist also exponentialverteilt mit Parameter309\begin{displaymath}310\mu (1- \rho) = \mu - \lambda ~.311\end{displaymath}312Die Verteilung von $w$ ist gemischt: $\PP (w=0) = 1- \rho$, und die313bedingte Verteilung von $w$ unter der Bedingung $[w>0]$ ist wieder eine314Exponentialverteilung mit Parameter $\mu - \lambda$.315%----------------------------------------------------------------------------316\section{Das System $M/G/1$}317%------------------------------------------------------------------------------318Jetzt benötigen wir zusĂ€tzlich zu $N_{t}$ die Information ĂŒber die319schon verbrauchte Bedienzeit. Die einfachste Methode besteht darin, das320System nur in solchen Zeitpunkten zu betrachten, an denen die verbrauchte321Bedienzeit bekannt ist (und zwar = 0), nĂ€mlich die Zeitpunkte $T_{n}$, in322denen der n-te Kunde das System verlĂ€Ăt. Es sei $N_{n}$ die Anzahl der323Kunden, die dann im System verbleiben. Es gilt: Falls $N_{n}=0$, so muĂ324zuerst gewartet werden, bis ein neuer Kunde ankommt; wenn dieser Kunde325geht, sind noch genau die Kunden da, die wĂ€hrend seiner Bedienzeit326angekommen sind; bezeichnet man $M_{n}$ als die Anzahl der Kunden, die327wĂ€hrend der Bedienzeit des $n$-ten Kunden ankommen, so gilt328\begin{displaymath}329N_{n+1} = M_{n} ~.330\end{displaymath}331Falls $N_{n} \not= 0$ ist332\begin{displaymath}333N_{n+1} = N_{n} - 1 + M_{n} ~.334\end{displaymath}335ZusammengefaĂt ergibt sich:336\begin{displaymath}337N_{n+1} = (N_{n} - 1)_{+} + M_{n} ~.338\end{displaymath}339Wir suchen eine stationĂ€re Lösung; es sei also $\PP (N_{n}=k)=p_{k}$340unabhĂ€ngig von $n$. Die erzeugende Funktion von $N_{n}$ ist341\begin{displaymath}342P^{*}(z) = \sum_{}^{}p_{k}z^{k} ~.343\end{displaymath}344Die erzeugende Funktion von $(N_{n}-1)_{+}=$345\begin{eqnarray*}346= p_{0} + \sum_{k=1}^{\infty} p_{k} z^{k-1} &=& p_{0}+ \frac{\hat P347(z) - p_{0}}{z} = \\348&=& \frac{\hat P(z) - p_{0}(1-z)}{z} ~.349\end{eqnarray*}350Mithilfe der Transformationen (Anhang A) ergibt sich die erzeugende Funktion von $M_{n}$351(die AnkĂŒnfte bilden ja einen Poisson - ProzeĂ) als352\begin{displaymath}353\tilde B (\lambda(1 - z)) ~,354\end{displaymath}355wobei $B$ die Verteilung der Bedienzeit (mit Dichte $\beta$) ist. Wir356erhalten also357\begin{displaymath}358P^{*}(z) = \frac{(P^{*}(z) - p_{0}(1-z))}{z} \tilde B (\lambda(1-z)) ~,359\end{displaymath}360also361\begin{displaymath}362P^{*}(z) = \frac{p_{0}(1-z) \tilde B ( \lambda (1-z))}{ \tilde B (363\lambda(1-z)) - z} ~.364\end{displaymath}365Hier ist noch $p_{0}$ zu bestimmen, und zwar aus der Bedingung $P^{*}(1) =3661$. Es ergibt sich $p_{0} = 1 - \rho$ und367\begin{displaymath}368P^{*}(z) = \frac{(1- \rho)(1-z) \tilde B ( \lambda (1-z))}{ \tilde B (369\lambda(1-z)) - z} ~,370\end{displaymath}371eine sogenannte \index{Pollaczek - Khinchin Formel}Pollaczek - Khinchin Formel. Die Anzahl der Kunden, die der $n$-te372Kunde zurĂŒcklĂ€Ăt, ist genau die Anzahl der Kunden, die ankommen373wĂ€hrend er im System ist (d.h. wĂ€hrend $z_{n}$), d.h. fĂŒr die374$L$-Transformierte $ \tilde Z (t)$ der Verteilung von $z$ gilt:375\begin{displaymath}376\tilde Z (\lambda(1-z)) = P^{*}(z) ~,377\end{displaymath}378also379\begin{displaymath}380\tilde Z (t) = \frac{(1- \rho)t \tilde B (t)}{t + \lambda \tilde B (t) -381\lambda} ~.382\end{displaymath}383Auch das nennt man eine Pollaczek - Khinchin Formel. FĂŒr die Wartezeit384gilt385(wegen $z_{n} = w_{n} + x_{n}$)386\begin{displaymath}387\tilde Z (t) = \tilde W (t) \tilde B(t) ~,388\end{displaymath}389also390\begin{displaymath}391\tilde W (t) = \frac{(1- \rho)t}{t + \lambda \tilde B (t) - \lambda} ~.392\end{displaymath}393FĂŒr die Erwartungswerte ergibt sich:394\begin{eqnarray*}395\E (N) &=& \rho + \frac{\lambda^{2} \E x^{2}}{2(1- \rho)} \\396\E (Z) &=& \frac{1}{\mu} + \frac{\lambda \E x^{2}}{2(1 - \rho)} \\397\E (W) &=& \frac{\lambda \E x^{2}}{2(1 - \rho)} ~.398\end{eqnarray*}399%------------------------------------------------------------------------------400\section{Das System $G/M/1$}401%------------------------------------------------------------------------------402Jetzt betrachten wir analog zum vorigen Kapitel das System zu den Zeiten403$T_{n}$, wo der $n$-te Kunde ankommt. $N_{n}$ sei die Anzahl der404anwesenden Kunden, die der $n$-te Kunde vorfindet.405\begin{displaymath}406N_{n+1} = N_{n}+1-\mbox{Anzahl der Kunden, die wĂ€hrend $t_{n+1}$ gehen.}407\end{displaymath}408FĂŒr $n>0$ gilt, wenn wir $p_{k}= \PP (N_{n}=k)$ (stationĂ€r!) setzen:409\begin{displaymath}410p_{k} = \sum_{j=k-1}^{\infty} p_{j} q_{j+1-k} \qquad [k \geq 1] ~,411\end{displaymath}412wobei413\begin{displaymath}414q_{s} = \PP (\mbox{ $s$ Kunden gehen wĂ€hrend415$t_{n+1}$)} =416\end{displaymath}417\begin{eqnarray*}418= \PP (\mbox{wĂ€hrend $t_{n+1}$ treten genau $s$ Ereignisse eines Poissons419-} \\420\mbox{Prozesses mit Rate $\mu$ auf)} ~. & &421\end{eqnarray*}422Die Gleichung fĂŒr $k=0$ ist ĂŒberflĂŒssig, da sie aus den Gleichungen423fĂŒr $k>0$ und der Beziehung $\sum_{}^{} p_{k}=1$ gefolgert werden kann.424Man kann zeigen, daĂ diese Gleichung eine eindeutige Lösung besitzt.425Falls nun $(p_{k})$ eine Lösung ist, ist auch426\begin{displaymath}427\tilde p_{k} = \frac{p_{k+1}}{1-p_{0}}428\end{displaymath}429eine Lösung. Es muĂ also430\begin{displaymath}431\tilde p_{k} = p_{k} ~,432\end{displaymath}433somit434\begin{displaymath}435p_{k+1} = p_{k}(1-p_{0})436\end{displaymath}437und438\begin{displaymath}439p_{k} = p_{0}(1-p_{0})^{k} =440\sigma^{k}(1- \sigma) \qquad [ \sigma := 1 - p_{0}] ~.441\end{displaymath}442Setzt man das in die Gleichung fĂŒr $k=1$ ein, ergibt sich443\begin{displaymath}444\sigma = \sum_{j=0}^{\infty} \sigma^{j} q_{j} = \tilde A (\mu(1-\sigma))445~.446\end{displaymath}447Falls $\rho < 1$, gibt es genau eine Lösung $\sigma \in (0,1)$. Dann ist448$N$ geometrisch verteilt mit Parameter $\sigma$. Wie fĂŒr die Schlange449$M/M/1$ ergibt sich die Verteilung der Zeit $z$ im System als450Exponentialverteilt mit Parameter $\mu(1- \sigma)$; die Wartezeit $w$ hat451$\PP (w=0)= 1 - \sigma$ und die bedingte Verteilung von $w$ unter $[w>0]$452ist wieder dieselbe Exponentialverteilung wie die von $z$.453%---------------------------------------------------------------------------454\section{Das System $G/G/1$}455%---------------------------------------------------------------------------456Hier sind beide Verteilungen - die der Zwischenankunftszeiten und die der457Bedienzeiten - allgemeine Verteilungen. Der Trick der vorigen beiden458Kapitel funktioniert jetzt nicht mehr gut. Um beide Zeiten zu459kontrollieren, mĂŒĂten wir das System nun zu den Zeitpunkten betrachten,460in denen ein Kunde das leere System betritt; diese Zeitpunkte sind aber zu461selten, um vernĂŒftig damit zu arbeiten. Statt dessen gehen wir von der462Rekursion fĂŒr die Wartezeiten aus:463\begin{displaymath}464w_{n+1} = (w_{n} + u_{n})_{+} ~.465\end{displaymath}466Das bedeutet fĂŒr die Verteilungsfunktion $W(.)$ von $w$467\begin{displaymath}468W(x) = \PP (w_{n+1} \leq x) = \left\{469\begin{array}{lc}470\PP (w_{n} + u_{n} \leq x) & x \geq 0 \\4710 & x < 0472\end{array} \right. ~.473\end{displaymath}474Die Wahrscheinlichkeit $\PP (w_{n}+ u_{n} \leq x)$ berechnet sich als475\begin{displaymath}476\PP (w_{n} + u_{n} \leq x) = \int_{- \infty}^{\infty} W(x-u) c(u) du ~,477\end{displaymath}478wobei $c(u)$ die Dichte von $u_{n} = x_{n} - t_{n+1}$ ist. Falls in der479Gleichung fĂŒr $W(x)$ die Fallunterscheidung nicht auftreten wĂŒrde, wĂ€re480sie leicht durch Transformationen zu lösen. Wir erreichen dies durch481einen Kunstgriff: Wir setzen482\begin{displaymath}483Y(x) = \left\{484\begin{array}{lc}485\int_{- \infty}^{\infty} W(x-u)c(u) du & x< 0 \\4860 & x \geq 0487\end{array} \right. ~.488\end{displaymath}489Dann ist490\begin{displaymath}491W(x) + Y(x) = \int_{-\infty}^{\infty} W(x-u) c(u) du ~.492\end{displaymath}493Wir bezeichnen jetzt die Laplace - Transformierte von $W$ mit $\Phi (t)$,494und die von $Y$ mit $\Phi^{-}(t)$. Durch partielle Integration zeigt man,495daĂ496\begin{displaymath}497\Phi (t) = \frac{1}{t} \tilde W(t)498\end{displaymath}499gilt. FĂŒr die Transformationen ergeben sich die Formeln500\begin{displaymath}501\Phi (t) + \Phi^{-}(t) = \Phi (t) \tilde C (t) = \Phi (t) \tilde A (-t)502\tilde B (t) ~,503\end{displaymath}504oder505\begin{displaymath}506\frac{\Phi^{-}(t)}{\Phi (t)} = \tilde A (-t) \tilde B (t) -1 ~.507\end{displaymath}508Wir nehmen an, daĂ $\tilde A(t)$ fĂŒr $t \geq -D$ existiert. (Das ist509gleichbedeutend damit, daĂ $\PP (t_{n} \geq x)$ wie $e^{-Dx}$ fĂ€llt).510Dann existiert $\tilde A (-t) \tilde B (t) - 1$ fĂŒr $0 \leq t \leq D$;511Ferner existiert $\Phi (t)$ fĂŒr $t >0$ und $t \Phi (t)$ ist in $\Re (t)512\geq 0$ regulĂ€r und beschrĂ€nkt; $\Phi^{-}(t)$ existiert fĂŒr $t \leq D$513und in $\Re (t) < D$ ist $t\Phi^{-}(t)$ regulĂ€r und beschrĂ€nkt. Wir514versuchen 2 Funktionen $\Psi^{+}$ und $\Psi^{-}$ zu finden, die folgendes515erfĂŒllen:516\begin{enumerate}517\item $\frac{\Psi^{+}(t)}{\Psi^{-}(t)} = \tilde A(-t) \tilde B(t) -1$ ~ ~\index{Spektralzerlegung}(Spektralzerlegung).518\item $\frac{\Psi^{+}(t)}{t}$ ist fĂŒr $\Re(t)>0$ regulĂ€r und beschrĂ€nkt519und hat dort keine Nullstellen.520\item $\frac{\Psi^{-}(t)}{t}$ ist fĂŒr $\Re (t) < D$ regulĂ€r und521beschrĂ€nkt und hat dort keine Nullstellen.522\end{enumerate}523Dann gilt524\begin{displaymath}525\frac{\Phi^{-}(t)}{\Phi (t)} = \frac{\Psi^{+}(t)}{\Psi^{-}(t)} \qquad5260< \Re (t) < D ~,527\end{displaymath}528oder529\begin{displaymath}530\Phi^{-}(t) \Psi^{-}(t) = \Psi^{+}(t) \Phi (t) \qquad 0< \Re (t) < D ~.531\end{displaymath}532Die linke Seite ist fĂŒr $\Re (t) < D$ regulĂ€r und beschrĂ€nkt, die533rechte Seite fĂŒr $\Re (t) > 0$. Es ist dadurch also eine Funktion534bestimmt, die in der ganzen Ebene regulĂ€r und beschrĂ€nkt ist. Nach dem535Satz von \index{Satz!LIOUVILLE}LIOUVILLE muĂ eine solche Funktion konstant sein. Es gilt also536\begin{displaymath}537\Phi (t) = \frac{K}{\Psi^{+}(t)} ~,538\end{displaymath}539und540\begin{displaymath}541\tilde W (t) = \frac{Kt}{\Psi^{+}(t)} ~.542\end{displaymath}543Es bleibt die Konstante $K$ zu bestimmen. Sie folgt wieder aus544\begin{displaymath}545\tilde W (0) = 1 \qquad \mbox{zu} \qquad546K = \frac{\Phi^{+}(t)}{t} \Bigg \bracevert_{t=0} = (\Phi^{+})^{'}(0) ~.547\end{displaymath}548{\bf Beispiel: $M/M/1$}549\begin{displaymath}550A = M_{\lambda}: \quad \tilde A(t) = \frac{\lambda}{\lambda + t}, \quad551B = M_{\mu}: \quad \tilde B(t) =\frac{\mu}{\mu +t}552\end{displaymath}553\begin{eqnarray*}554\frac{\Psi^{+}(t)}{\Psi^{-}(t)} &=& \tilde A(-t) \tilde B(t)-1 =555\frac{\lambda \mu}{(\lambda - t)(\mu + t)} - 1 = \\556&=& \frac{t(\mu - \lambda + t)}{(\lambda - t)(\mu + t)}. \\557\Psi^{+}(t) &=& \frac{t(\mu -\lambda + t)}{(t + \mu} \\558\Psi^{-}(t) &=& (\lambda - t) \\559\Phi (z) &=& \frac{\Psi^{+'}(0)}{\Psi^{+}(z)} =560\frac{(\mu - \lambda)(\mu +t)}{\mu t(\mu - \lambda + t)} =561\frac{1}{t} - \frac{\lambda}{\mu(\mu - \lambda + t)} \\562\Psi^{+'}(0) &=& \frac{\Psi^{+}(t)}{t} \Bigg \bracevert_{t=0} =\frac{\mu -563\lambda}{\mu} \\564F(x) &=& 1 - \rho e^{-(\mu - \lambda)x} \quad \mbox{fĂŒr} \quad x \geq 0565\end{eqnarray*}566also die Verteilung der Wartezeit aus dem ersten Kapitel.567568569